EU-Länder pokern um Reisefreiheit für Urlauber
Die Bundesregierung will am Mittwoch weitere Lockerungen bei den Reisebeschränkungen verkünden und damit wieder größere Reisefreiheit ermöglichen. In erster Linie soll es laut Außenministerium um die unmittelbaren Nachbarländer gehen. Die Mitte März vorübergehend eingeführten Einreisebeschränkungen seien "wichtig und richtig" gewesen, wie sich in der sehr guten Entwicklung der Infektionszahlen zeige, so Außenminister Alexander Schallenberg (ÖVP). Schallenberg berät mit Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), Europaministerin Karoline Edtstadler und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP) zur schrittweisen Wiederherstellung der Reisefreiheit. Anschließend ist eine Pressekonferenz angekündigt.
Hausverstand regiert Regierung
Angesichts der positiven epidemiologischen Zahlen könne die Regierung nun "die zeitnahe Rücknahme der Grenzkontrollen zu den meisten unserer Nachbarländer konkret ins Auge fassen", so Schallenberg. "Dennoch müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass wir noch weit entfernt von einem Normalzustand sind. Der Sommerurlaub 2020 wird anders als die letzten. Das sagt uns schon der Hausverstand", betonte Schallenberg.
Reisefreiheit im Urlaub
Mit Deutschland, der Schweiz und Liechtenstein hat Österreich bereits eine vollständige Grenzöffnung ab dem 15. Juni vereinbart. Die Einreisebeschränkungen zu Tschechien, der Slowakei und Ungarn dürften ebenfalls Mitte Juni fallen. Die vier Länder waren bereits vergangene Woche darin im Prinzip übereingekommen, eine genaues Datum fehlt aber noch. Vor allem die Slowakei hat bisher bei der Grenzöffnung gebremst. Auch Kroatien steht im Fokus, wohin viele Jugendliche aus dem Corona-Jahrgang reisen möchten, und ihre Matura feiern wollen.
Starke Position für Österreich
Hoffnung auf eine Grenzöffnung machen kann sich offenbar auch Slowenien, das bisher vergeblich auf positive Signale aus Wien wartet. "Die Entwicklung mit Slowenien ist sehr positiv und ich glaube, dass wir hier auf einem sehr guten Weg sind", erklärte Schallenberg nun, sagt aber dazu: "Klar ist, dass wir faktenbasiert vorgehen und die Grenzkontrollen so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig aufrechterhalten wollen".
Beobachten und beobachtet werden
Gegenüber Italien, das seine Einreisebeschränkungen bereits am Mittwoch zurücknimmt, äußerte sich der Außenminister weiterhin zurückhaltend. "Wie auch schon der Gesundheitsminister am Donnerstag klar gesagt hat, beobachten wir die Entwicklungen in Italien ganz genau. Besonders die Krisenregion Lombardei und die umgebenden grenznahen Regionen zu Österreich."
Das Pokern um die Reisefreiheit wird noch eine Weile im Gang sein. Eine vollständige Grenzöffnung ab dem 15. Juni wäre die europäischste Lösung
(APA/red)