Ab 16. Juni dürfen Reisende aus verschiedenen Staaten wieder ohne Quarantäne nach Österreich einreisen. Zuletzt wurden diese Reiseerleichterungen für Kroatien beschlossen, damit Österreicher ihren Urlaub dort verbringen können. Für eine Rückkehr aus Kroatien nach Österreich sind Mitte Juni jedenfalls keine Coronavirus-Tests und Quarantänemaßnahmen vorgesehen. In den nächsten Tagen oder Wochen sollte die Reisefreiheit in Europa wieder komplett hergestellt sein. Für die Tourismuswirtschaft hierzulande sind das gute Nachrichten. Anderseits wäre es unvorteilhaft für den heimischen Tourismus, wenn die Österreicher ihren Sommerurlaub im Ausland verbringen und die Hotels daheim leer bleiben.
Die Österreichische Hoteliervereinigung wollte deshalb ein Stimmungsbild erheben und hat eine Umfrage beauftragt, die Klarheit für den Sommer 2020 bringen soll. Die Ergebnisse einer aktuellen Befragung von 1.000 Haushalten durch das Meinungsforschungsinstitut mindtake stimmen durchwegs positiv. Demnach würden 64% der Österreicher, die 2019 Urlaub gemacht haben, trotz der geöffneten Grenzen auch heuer für Urlaubsziele in Österreich entscheiden. 40% ausschließlich im Inland und 24% teils im In- und teils im Ausland lautet die Prognose. Die Meinungsforscherin Sophie Karmasin kam zu ähnlichen Ergebnissen, die sie am 10. Juni mit Österreich Werbung Geschäftsführerin Petra Stolba präsentierte.
Einige "Lockerungen" die in den letzten Tagen und Wochen von Seiten der Regierung angekündigt wurden, kamen für viele Betriebe, Reiseveranstalter und Urlauber zu spät, um eine vernünftige Ferienplanung diesen Sommer zu bewerkstelligen. Anfang Juni cancelte der Maturareise-Profi DocLx das XJam in Kroatien, obwohl bis dahin die Hoffnung nicht aufgegeben wurde. Eine Woche später wird das Land Kroatien plötzlich als sicher eingestuft. Was die Gäste bei ihrem Urlaub im Süden heuer erwartet, steht mehr oder weniger in den Sternen. Die Risiken im Ausland, etwa für falsch verstandene Corona-Regeln bestraft zu werden, eventuell in Quarantäne gesteckt oder gar zu teuren medizinischen Behandlungen quasi genötigt zu werden, um eine Heimreise antreten zu können, lauern als potentielle Gefahren bei Urlauben im Ausland. Aber auch im Inland könnte Ungemach drohen, wenn Behörden oder Gastbetriebe Regeln aufstellen, die jedes Urlaubsvergnügen zunichte machen.
Markus Gratzer, Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung, erkennt in der Ergebnissen der Studie eine solide Basis für die Hotellerie im Sommer. Wenn die Menschen ihren Urlaub so verbringen, wie sie es gerne möchten, selbstverständlich in Österreich, dann wäre das Gröbste verhindert. Unterstrichen wird der Eindruck von einer zweiten interessanten Entwicklung, die aus der Befragung abgeleitet wird: 35% der Urlauber, die im Vorjahr ihren Urlaub ausschließlich im Ausland verbracht haben, verbringen ihn heuer komplett (20%) oder teilweise zwischen Bodensee und Neusiedler See. Dieser Trend sei nicht nur auf Covid-19 zurückzuführen, so WIFO-Tourismusexperte Dr. Oliver Fritz.
Ein weiterer positiver Trend zeichnet sich nach einer Befragung von 1.000 Haushalten ab: Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer könnte sich von 2,8 im Vorjahr auf 5,6 Tage heuer verdoppeln. "Haupturlaube werden heuer vermehrt im In- statt im Ausland verbracht. Das zeichnet sich sehr deutlich ab", erklärt Fritz. Vor falschen Interpretationen warnt man jedoch eindringlich: "Die fehlenden Gäste aus dem Ausland könnten dadurch bei weitem nicht kompensiert werden. Im Gegenteil müsse alles daran gesetzt werden, noch zusätzliches Potenzial zu heben", so Generalsekretär Gratzer. Mit der richtigen Bewerbung würden noch mehr Gäste aus Österreich in die Hotels einchecken, ist der Branchensprecher überzeugt.
63 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher planen einen Urlaub – etwas mehr als die Hälfte davon im Inland. Im Auftrag der neun Landestourismusorganisationen und der Österreich Werbung hat die Meinungsforscherin Sophie Karmasin eine Studie rund um das Thema Inlandsurlaub in der Zeit nach der Coronakrise erstellt.
Präsentiert wurden die Studienergebnisse am Mittwoch, 10. Juni 2020, im Rahmen eines virtuellen Pressegesprächs in der Österreich Werbung. Vor Ort: Sophie Karmasin, Meinungsforscherin und Gründerin von Karmasin Research&Identity, sowie Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung. Online zugeschaltet waren Martha Schultz, Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, sowie Leo Bauernberger, Geschäftsführer von SalzburgerLand Tourismus und Sprecher der Landestourismusorganisationen.
Ein zentrales Ergebnis der Studie ist für den heimischen Tourismus eine gute Nachricht: 63 Prozent der Befragten planen für heuer und/oder kommendes Jahr einen Urlaub und etwas mehr als die Hälfte (51 Prozent) will ihn in Österreich verbringen. Von allen, die einen Sommerurlaub planen, wollen ihn 61 Prozent in Österreich verbringen. Ähnlich hoch sind die Österreich-Anteile für Herbst- und Winterurlaub (je 59 Prozent). Allerdings: Ein großer Teil der geplanten Urlaube war zum Umfragezeitpunkt noch nicht gebucht.
Was gibt es Besseres als unsere Seen und Berge? Diese Frage stellt sich mitunter, wenn man die Schönheit der Heimat bewirbt. Dabei ist die österreichische Hotellerie genauso international besetzt wie organisiert und man operiert vielerorts nach ähnlichen Standards. Saisonarbeitskräfte aus dem Ausland stellen in machen Betrieben den überwiegenden Teil der Belegschaft vor allem in der Hauptsaison. Eigentümer vieler großer Hotelketten und Wellness-Thermen sind internationale Investorengruppen, die ihre Gewinner global erwirtschaften und entsprechend kalkulieren. Für sie lohnt sich das Geschäft erst wieder, wenn absoluter Normalzustand in punkto Reisefreiheit hergestellt ist, und Masken wieder im OP-Saal getragen werden, statt am Swimming Pool.
Fahren die Österreicher heuer wirklich nach Österreich und buchen last Minute, wie sie den Meinungsforschern gegenüber beteuert haben? Eine große Werbeoffensive für den heimischen Gast ist in Wien bislang nicht aufgefallen. Ein scheint, als würde man immer noch abwarten, ob nicht doch noch die Deutschen eintrudeln und ihre schönen Stammplatzerl in Österreich in Beschlag nehmen. Von Seiten der Zimmervermieter hieß es bisher "leider reserviert". Das Pokern um die bestzahlenden Urlaubsgäste könnte für manchen Hotelier zu einem Totalausfall führen. Dass die heimische Bevölkerung als "Erntehelfer" für die heurige Tourismussaison in Österreich gebraucht wird, steht außer Frage.
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