Die aktuelle MAK Schausammlung "Wien 1900" mit Objekten der Arts-and-Crafts-Bewegung, der Wiener Werkstätte, Interieurs von Adolf Loos uvm. ist für Antiquitätensammler ein wahrer Leckerbissen. All die schönen Vasen, Möbel und Gläser, die man liebend gern am Flohmarkt finden würde, sind in der Schausammlung "Wien 1900" im Überfluss vorhanden. Ausgestellt in verschlossenen Vitrinen und hinter schützenden Absperrbändern platziert, wirken die Objekte im düsteren Licht des Museums jedoch recht traurig. Weil zu viel Licht den Kunstobjekten schadet, hat man sich entschlossen, zu Beginn der Ausstellung ein helleres Licht auf sie zu werfen. Studierende der Angewandten durften ein Weilchen mit den Gegenständen intervenieren, während die Kuratorin schnell noch die Möbel zurechtgerückt, dekorative Kunst in Vitrinen gestellt und Gemälde zentimetergenau an den Schauwänden aufgehängt hat.
Mit 17 temporären Interventionen in den Schausammlungsräumen werden neue Assoziationen zur Wiener Moderne möglich gemacht. Jede der gezeigten Arbeiten interpretiert und transformiert ein spezifisches Element der präsentierten Kunstrichtungen in Wien um 1900. Ziel einer solchen Intervention wäre es, die historischen Werke und Themen dieser Epoche durch den Einsatz verschiedener Medien neu zu interpretieren und für ein heutiges Publikum zugänglich zu machen. Beispielsweise durch VR-Umgebungen, die Besucher in die künstlerischen Salons oder die historischen Kontexte der Werke versetzen. Oder durch Einbindung der Museumsbesucher in kollaborative Kunstprojekte. Es gäbe viele Möglichkeiten, eine direkte Verbindung zwischen den historischen Themen der Ausstellung und der heutigen Zeit herzustellen. Teilweise ist dies schon gelungen oder findet demnächst statt.
Jede der gezeigten Arbeiten interpretiert und transformiert ein spezifisches Element aus dem Umfeld jener Epoche auf individuelle Weise. Dabei wurden unterschiedliche Medien, Techniken und Konzepte verwendet, um zeitgenössische Perspektiven auf die historischen Kontexte zu werfen. Themen wie Transformation, Erinnerung, Technologiewandel, Geschlechterrollen und grundlegende gesellschaftliche Veränderungen werden durch vielfältige Ausdrucksmittel reflektiert. Jede dieser Interventionen verfolgt den Willen, die historischen Werke und Themen auf eine Weise zu beleben, die über die traditionelle Präsentation der Exponate im Museum hinausgeht.
Durch transmediale Interventionen bekommen die Studierenden der Angewandten (Klasse Transmediale Kunst) Gelegenheit, sich temporär zu entfalten. Sie haben die historischen und kulturellen Aspekte der Epoche zwischen 1890 und 1938 aufgegriffen und liefern neue Interpretationsansätze, um das Verständnis dieser Zeit für die Museumsbesucher neu zu ordnen. Ihre Ideen und kritischen Zugänge finden Ausdruck in Keramiken, Zeichnungen, Textilarbeiten, Musikstücken oder Installationen. Vorsichtig platziert und mit Respektabstand, damit die wertvolle Bestandssammlung ja keinen Schaden nimmt.
Ein spezielles Leitsystem, das in Referenz auf Typografie-Entwürfe in der Zeit um 1900 entwickelt wurde, hebt jede künstlerische Position individuell hervor. Die neongelben Beschriftungen tun ihr übriges. Wenn bei der Schausammlung „Wien 1900“ endgültig alles am richtigen Platz steht, verflüchtigt sich die temporäre Intervention auch schon wieder zurück ins Klassenzimmer.
Eröffnung:
Dienstag, 12.3.2024, 19 Uhr
Eintritt frei zur Ausstellungseröffnung
MAK Schausammlung Wien 1900
MAK, Stubenring 5, 1010 Wien
Ausstellungsdauer:
13.März bis 20. Oktober 2024
Informationen auf der Webseite des MAK
(PA/red)
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