Wien

Balkongesang aus dem Verkehrsbus der Stadtregierung

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© Alexander Müller

Standesgemäß hat die Donauinselfest Tour durch Wien mit einem Kick-off-Event auf der Donauinsel begonnen. Bis 18. September sollen bis zu 100 heimische Künstler und Bands auf einem umgebauten Verkehrsbus öffentliche Plätze beschallen. Den Anfang machte die Band Deladap. Wo genau wurde nicht verraten. Bis auf die Crew, Veranstalter, Pressevertreter und Mitarbeiter des Haussenders W24 versammelten sich deshalb nur wenige Stadtmenschen beim Event, das keines war. Veranstalter SPÖ-Wien macht auch aus den weiteren Tour-Stopps ein Geheimnis.

Das erste Pop-up Konzert fand auf der Donauinsel statt | © Alexander Müller

Mit 250 PS durch die Stadt

Die Donauinselfest Tour findet sozusagen wegen des abgesagten Donauinselfests statt. Ein bunt beklebter MAN Lion’s City älteren Baujahrs mit offenem Verdeck ist startklar und wird 80 Tage lang in Wien unterwegs sein. Und die Städter mit Pop-Up-Events an öffentlichen Plätzen überraschen. Wer auftritt, wird angekündigt - aber nicht wann und wo dies passieren wird. Das bleibt nämlich geheim. "Damit sollen größere Menschenansammlungen vermieden werden", erklärte eine Donauinselfest-Sprecherin der APA.

Die Open-Air-Auftritte sollen höchstens 25 Minuten dauern. Wenn auch Firmen mit entsprechend großen Arealen Interesse zeigen, könnte der Bus aber auch Betriebe ansteuern, hieß es Anfang Juni.

Roman Gregory & Band spielen Auftakt für die Donauinselfest Sommertour" der SPÖ Wien | © Alexander Müller

Beim Kick-Off-Event der Donauinselfest Tour war Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) mit dabei. Die Wiener SPÖ ist Veranstalter des Donauinselfests und auch der Tour. "Es freut mich sehr, dass die Organisatorinnen und Organisatoren einen Weg gefunden haben, dem Donauinselfest auch heuer treu zu bleiben, und das unter Beachtung der wichtigsten Regel für uns alle: Die Gewährleistung der Sicherheit und Gesundheit des Publikums und aller Beteiligten", sagte er.

Michael Ludwig kann über die Abstandsregeln nur lachen, denn der "Risikoexperte" in Sachen Virologie bricht sie ständig | © Alexander Müller

Ordner kontrollieren das Publikum

Insgesamt sind 240 Pop-Up-Events angekündigt. Mit dabei sind etwa Ex-Song-Contest Teilnehmer Nathan Trent, Wienerlied-Sängerin Birgit Denk oder der österreichisch-isländische Musiker Thorsteinn Einarsson. Skinny B., Lucy Dreams, Wir4 (Ulli Bäer, Gary Lux, Harald Fendrich, Harry Stampfer), Roman Gregory & Band, Meena Cryle & Chris Filmore & Angus, “Bangus” Thomas, Kraut und Ruam und Virginia Ernst sind fix. Neben Konzerten wird es bei der Donauinselfest Tour auch Lesungen und Kabarettdarbietungen geben. Bei jedem Tourbus-Stopp werden laut Veranstalter geschulte Ordnerinnen und Ordner notfalls dafür sorgen, dass im Publikum Sicherheitsabstände eingehalten werden. Darüber hinaus verteilen sie auf Nachfrage MNS-Masken sowie Desinfektionsmittel bzw. achten darauf, dass keine Höchstzahlen überschritten werden.

Mega-Run auf Abschlusskundgebung

Zum Abschluss der Donauinselfest Tour gibt es dann am 19. und 20. September Konzerte auf der Insel selbst, pro Tag drei Shows - aber nur auf einer Bühne und mit deutlich weniger Publikum als sonst. Die Karten dazu werden verlost. Ab heute können sich die Fans auf www.donauinselfest.at dafür anmelden. Die Ziehung der Gewinner findet im August statt, wenn eine größtmögliche Sicherheit über die erlaubte Anzahl an Besucherinnen und Besuchern besteht und somit klar ist, wie viele Karten ausgegeben werden dürfen, hieß es. Die Tickets werden übrigens personalisiert und fälschungssicher sein. Das Programm der stationären Shows wird zu einem späteren Zeitpunkt präsentiert.

Der #dif20 Tourbus bringt ab Juli täglich unangekündigte Pop-up-Acts in ausgesuchte Locations | © Pro Event Team

Kreatives Konzept a la SPÖ Wien

Manche Ideen überleben die Zeit nicht, in der sie geboren wurden, und manche Zeiten müssen Ideen überleben, die sich längst überlebt haben. Weil das Coronavirus so gefährlich ist, hat ein Tourbus in Wien nichts zu suchen, der Gassen und Plätze mit Musik beschallt und nach 25 Minuten wieder abdampft. Weil das Coronavirus so gefährlich ist, braucht man nicht heimlich irgendwo im Nirgendwo TV-Events veranstalten. Die Präsentation als Donauinselfest-Ersatz ist reines Marketing.

Bei der Donauinselfest-Tour der SPÖ Wien gibt es Sachen #Für alle Kinder | © Alexander Müller

Damit nicht genug: Vollkommen schleierhaft ist der Zweck jener Spielsachen, Kekse, Stifte und Dauerwurstwaren, die auf dem Fahrrad zu sehen sind. Trostgeschenke für herumlaufende Kinder auf den Straßen Wiens, denen man den Sommer versaut, weil sie heuer nur mit Erwachsenenbegleitung ins Freibad reinkommen, wie traurig wäre das. Tausende Kilometer mit einem Bus kreuz und quer durch Wien gurken, ist für die SPÖ Wien genauso unter einen Hut zu bringen, wie Josef Taucher mit "Wien isst G.U.T" auf die Märkte Wiens zu schicken. In Wien Währing hatten Wahlkampf-Genossen am Kutschkermarkt einen rot angemalten Babyelefanten-Aufsteller mit dabei, den sie sich vom Gesundheitsminister ausgeliehen haben.

Meinung: Die Redaktion von keymedia Wien nimmt sich kein Blatt vor dem Mund, um den Regierungsparteien einen Spiegel vors Gesicht zu halten, damit die benachteiligte Event- und Veranstaltungsbranche schnellstmöglich wieder auf die Beine kommt. Damit Sportveranstaltungen, Schulveranstaltungen, Familien- und Kinderfeste und ein normales Zusammensein ohne Maskenschutz-Androhungen wieder möglich werden wie früher. Alle Künstler und Kulturschaffenden, die gesamte Kreativindustrie, Marketing, Promoter - you name it - Journalisten und Mediengestalter sollen wieder jenen Rahmen vorfinden, der ihnen Arbeit und Freude bereitet. Das Abschieben vieler Gesellschaftsschichten in eine digitale Scheinwelt darf nicht passieren.

Das Virus ist gefährlich. Jeder muss aufpassen. Eine verfeinerte Methodik wäre jedoch dringend angebracht. Einen monatelanges Notstandsprogramm in Österreich zu veranstalten, ohne höhere Übersterblichkeit am Ende des Jahres, lässt sich nicht ewig als "Schwarze Pest" verkaufen. Die SPÖ wird es wohl solange vorexerzieren, bis sie den Schwarzen Peter als letztes in der Hand hält.

Josef Taucher, Vorsitzender des SPÖ Rathausklubs, soll mit Lebensmittelverschwendung, Gentechnik und Tierleid von der gesellschaftlichen Not der Wienerinnen und Wiener ablenken. "Bleiben Sie gesund", rät er auf einem dicken Zetterl im Fairtrade-Baumwollsackerl am Markt in Wien neben dem Stand der Grünen.

Ja, eh

(APA/red)

Veröffentlicht von
Redaktion

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