Wien

Gottesdienst im Stephansdom für die Opfer des Anschlags

© EDW/FFFeuchtner

Kardinal Schönborn feierte am Dienstagabend gemeinsam mit dem lutherischen Bischof Michael Chalupka, dem orthodoxe Metropoliten Arsenios (Kardamakis), dem Präsidenten der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich, Ümit Vural, sowie die Vizepräsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde, Claudia Prutscher einen Gottesdienst für die Opfer der Gewalttat am Montagabend in Wien. Der Anschlag hatte gegen 20 Uhr in der Seitenstettengasse im belebten Ausgehviertel Bermuda-Dreieck begonnen, in dem kurz vor Beginn neuer Corona-Ausgangssperren und bei lauem Wetter viele Menschen unterwegs waren. Nach dem ersten Notruf bei der Polizei und dem Eintreffen der Einsatzkräfte kam es in weiterer Folge zu Schießereien zwischen der Polizei und dem Täter.

Kardinal Schönborn spendet tröstende Worte des Glaubens | © EDW/FFFeuchtner

Einheit der Religionsgemeinschaften

Der Kardinal knüpfte in der Liturgie an der alten kirchlichen Liturgie des Luzernars an. "Besinnung, des Bittens um Segen und Frieden für alle Verletzten und Verstorbenen und für unser ganzes Land". Die Religionsgemeinschaften haben gemeinsam eingeladen, um zu zeigen, dass die „bewährte Gemeinsamkeit und Einheit der Religionsgemeinschaften nicht zerstört werden darf und nicht zerstört werden kann“.

„Wir bitten um Frieden in unserem Land und in unserem Herzen“, so der Kardinal beim Gottesdienst für die Opfer des Anschlags. Das abendliche Entzünden der Kerzen versinnbildlicht dabei den Sieg des Lebens über den Tod, während der aufsteigende Weihrauch für das an Gott gerichtete Gebet steht und dessen Duft, wie es in dem von Kardinal Schönborn vorgetragenen Gebet hieß, daran erinnert, dass Gott „das Heil und das Wohlbefinden aller Menschen will.“

Gedenkgottesdienst für Frieden

Kardinal Schönborn griff in seiner Ansprache im Zuge des Gedenkgottesdienstes eine der Seligpreisungen auf: „Selig die Frieden stiften“, so der Wiener Erzbischof, „-das sind die vielen, die Tag für Tag ihren Dienst tun. Ob Frieden gestiftet wird, hängt auch davon ab, wie wir unseren Dienst tun.“ Der Friede eines Landes sei ein Netzwerk von vielen einzelnen Aufmerksamkeiten und Rücksichtnahmen, ein Umgangsstil untereinander, etwa der Verzicht auf Hasspostings und „auf das Schüren von Neid und Vorurteil.“ Schließlich sei Friede nie „ein fertiges Produkt.“

Gedenkgottesdienst im Stephansdom für die Opfer des Anschlags in Wien | © EDW/FFFeuchtner

Islamische Glaubensgemeinschaft

Ümit Vural leitete sein Gebet beim Gottesdienst für die Opfer des Angriffs mit der Beobachtung ein, dass in Österreich Religionsgemeinschaften nicht nur zusammenarbeiten, sondern zusammenhalten. Der Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), Ümit Vural, verurteilte den islamistischen Anschlag als "abscheuliche Tat auf das Schärfste". „Wir leben in einer Stadt, in der Kirchen zusammenarbeiten und zusammenhalten und ich bin dankbar, dass wir diese Zusammenarbeit und diesen Zusammenhalt demonstrieren können.“ Vural ersuchte Allah in seinem Gebet, „die Trauer zur Hoffnung zu machen und die Welt zu einem Ort des sicheren Friedens“.

Israelitische Kultusgemeinde

Auch der lutherische Bischof Michael Chalupka und Metropolit Arsenios (Kardamakis) baten um Frieden, Trost, Erbarmen und Vergebung beim Gedenkgottesdienst für die Verstorbenen, Verletzten und Hinterbliebenen des kaltblütigen Anschlags auf unschuldige Zivilisten. Die Israelitische Kultusgemeinde wurde durch Vizepräsidentin Claudia Prutscher vertreten. Mit dem Anzünden von Weihrauch am Ende wurde das Aufsteigen der Gebete und Fürbitten in den Himmel symbolisiert. Beendet wurden die Trauerfeierlichkeiten mit einem Segenslied.

Van der Bellen und Kurz in der ersten Reihe beim Gedenkgottesdienst | © EDW/FFFeuchtner

An der von ORF2 übertragenen Feier nahmen neben Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Bundeskanzler Sebastian Kurz und Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka teil; weiters fast die gesamte österreichische Bundesregierung sowie der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig und der Generaldirektor des ORF Alexander Wrabetz teil.

(EDW/ORF/APA/red)

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