Neun Wochen nach Schließung der Schulen aufgrund der Corona-Pandemie sind am Montag rund die Hälfte der 700.000 Schüler an Volksschulen, AHS-Unterstufen, Neuen Mittelschulen und Sonderschulen in Wien und in ganz Österreich ihre Klassen zurückgekehrt. Aufgrund der Corona-Vorgaben sind Klassen ab 19 Schülern in zwei gleich große Teile geteilt, die sich in bestimmten Tages-Intervallen mit Unterricht im sogenannten Schichtbetrieb abwechseln. Häufigstes Modell: Die eine Gruppe hat von Montag bis Mittwoch Unterricht, die andere am Donnerstag und Freitag. In der Woche darauf ist es umgekehrt. Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) besuchte am 18. Mai eine öffentliche Schule, um sich von den getroffenen Maßnahmen ein Bild zu verschaffen.
Der Schultag beginnt mit einem ausgiebigen Waschen der Hände bzw. deren Desinfektion. In der Schule muss grundsätzlich ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden, der erst am Platz in der Klasse abgenommen werden darf. Was das Ausmaß der Maskenpflicht der Schüler in den Bildungsstätten anbelangt - manche Schulen schreiben vor, dass die Masken im Schulhof getragen werden -, meinte Faßmann: Bei den Unter-Zehnjährigen "kann man hier toleranter vorgehen, insbesondere dann, wenn man sich in einer Schule befindet, mit einer großen Fläche, mit einer geringen Dichte pro Flächeneinheit."
Er glaube, notwendig sei dies, wo "wir eine wirklich enge räumliche Situation haben". Er erinnerte an seinen Aufruf, "all diese Dinge mit einem gewissen Hausverstand anzuwenden": "Dort, wo die Kontaktdichte hoch ist, versuchen, die Kontaktdichte zu mindern oder eben über das Tragen eines Nasen-Mund-Schutzes die Gefahren einer Virenübertragung zu miniminieren." Im ländlichen Raum, mit beispielsweise einer große Wiese hinter der Schule, könne man anders vorgehen als im engen städtischen Raum.
Noch keine Zahlen gibt es, wie viele Schüler und Lehrer entschuldigt seien: "Das können wir noch nicht ganz genau sagen, weil der Tag erst beginnt." Aber was Faßmann aus "episodischen Kontakten" herauslesen könne, ist: "Lehrer und Lehrerinnen werden kommen, auch dann, wenn sie über 60 sind. Lehrer und Lehrerinnen machen ihren Beruf nicht, weil es ein Beruf ist, sondern weil es eine Berufung ist." Bei den Schülern wisse er aus Befragungen, dass nur eine kleine Minderheit der Eltern so viel Angst hätte, dass sie die Kinder nicht zur Schule schicken würden.
Es habe Überlegungen gegeben, alle Lehrpersonen vor Schulbeginn zu testen, aber: "Wir wissen alle: Das bringt eigentlich nichts, es kann sich die Ansteckungssituation von einen Tag auf den anderen ändern. Gegebenenfalls testen Sie eine Person am Mittwoch, dann könnte am Donnerstag ein Infektionsfall passieren und die Sache schaut schon wieder anders aus."
Über mögliche Lockerungen der Regelungen in der nächsten Zeit, falls die Infektionszahlen gering bleiben, - Stichwort: das Tragen von Masken in den Pausen - wollte der Minister nicht öffentlich nachdenken: "Jetzt haben wir einmal einen Plan, den realisieren wir. Bevor wir dann einen neuen Plan machen, bevor der andere noch realisiert ist, würde ich sagen: Beobachten wir die Entwicklung insgesamt."
Zwar liegen nun einige Wochen Unterricht vor den Kindern, aber die nächsten Ferien nahen. Für die letzten zwei Augustwochen ist eine Art Sommerschule angedacht - was einen weiteren Ausbau der Betreuung in den Ferien anbelangt, unterstrich Faßmann, dass dies letztlich nicht die Schule übernehmen könne: "Da ist die Zusammenarbeit des Bundes mit Gemeinden und Ländern angesagt, um Erleichterung zu erzielen."
Für den Schulstart im Herbst geht Faßmann von einem normalen Schulbetrieb aus. Allerdings müsse man bei einem erneuten Anstieg der Infektionszahlen oder bei lokalen Infektionen darauf reagieren, so der Minister im Ö1-"Morgenjournal . Das könne dann entweder durch eine erneute Reduktion der Schülerzahl vor Ort oder Distanzunterricht geschehen.
(Schluss) grh/apo
(APA/red)
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