Das Ausstellen künstlerischer Fastentücher im Stephansdom hat Tradition. Heuer ziert ein besonders auffälliges Werk das Gotteshaus. 12 Meter hoch und sechs Meter breit ist das Fastentuch der Künstlerin Eva Petric samt Hintergrund. Sie, Dompfarrer Toni Faber und ein Arzt haben dafür ihr Blut gespendet. Um den Sinn des multimedialen Gesamtkunstwerks zu verstehen, muss man in die Höhe blicken und Informationen sammeln. Tiefgründige Einblicke gab es am 21. Februar bei der Präsentation im Wiener Stephansdom. Dort wurde das überdimensionale Fastentuch erklärt und die später stattfindende Metamorphose vorweggenommen. Zahlreiche Gäste lauschten den erhellenden Ausführungen mehrerer ExpertInnen und den Worten des Geistlichen während der Zusammenkunft.
Beim Kunstprojekt gehe es um die existentielle Wanderung der Seele durch verschiedene Dimensionen. Das Fastentuch ist ein Teil des „Human Cocoon“ und soll einen Erdlingsembryo symbolisieren. Die Gestalt zeigt sich als Spitzenmuster, deren ineinander gefügten Teile den menschlichen Körper als eine Stammzelle darstellen. Eine Miniaturform des „Human Cocoon“ war zuvor im Weltraum auf der Internationalen Raumstation als Bestandsstück der Moon Gallery stationiert. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine internationale, kollaborative Kunstinstallation, die Exponate einer zukünftigen, gemeinsamen interplanetaren Kultur beherbergt. Zurück aus dem All ist das Kunstwerk von Eva Petrič dem Schrumpfstadium entwachsen und wird nun im Stephansdom ausgestellt.
Nach der Fastenzeit (ab dem 6. April 2023) verwandelt sich der „Human Cocoon“ in die Installation „Human Butterfly@Art, Science and Spirituality“. Drei überdimensionale Schmetterlinge werden dann unter der Decke im Mittelschiff des Domes schweben. So wird die Metamorphose verdeutlicht. Die Schmetterlinge repräsentieren Kunst, Wissenschaft und Spiritualität. Hier schließt sich der Kreis zum Blut getränkten Fastentuch. Die Künstlerin Eva Petric, der Arzt Gerd Silberhumer und der Geistliche Toni Faber spiegeln die genannten Merkmale. Sie symbolisieren das Menschliche am Menschen.
Wahrscheinlich käme nur unsere Spezie auf so kunstvolle Gedanken.
„Ich muss mich bei Toni Faber bedanken, dass er mir diese tolle Möglichkeit geboten hat, meine Kunst in all seinen Formen im Wiener Stephansdom zu präsentieren und freue mich jetzt schon auf meine Performance – Eden RE-transplante – hier im Rahmen der Langen Nacht der Kirchen am 2.6. zeigen zu dürfen!“, so Petric. Der Dompfarrer teilte seine Gedanken zur Kunstaktion im Stephansdom ebenso: „Eva Petric war 2016 schon einmal mit einem Fastentuch bei uns, aber dieses Jahr ist ihr die Verbindung mit dem menschlichen Körper, stilisiert durch unsere Blutkörperchen und nach Ende der Fastenzeit dann die Verwandlung in einen Schmetterling, ganz besonders gelungen. In der Fastenzeit nicht nur zu verzichten, sondern dadurch vielleicht auch seine Berufung erkennen, aus seinem persönlichen Kokon herausschlüpfen und ein „Schmetterling“ zu werden.“
Neben dem Dompfarrer Toni Faber, haben noch Barbara Kremzar (Slowenische Botschaft), Dr. Gabriela Koschatzky (Kulturpublizistin), Erwin Uhrmann (Autor) und Dr. Gerd Silberhumer (Assoc. Prof. Doz. med.univ.) einführende Worte zum Fastentuch und der Entstehung des Kunstwerks von Eva Petrič gesprochen.
(PA/red)
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