Als das Life Magazin im Jahr 1965 die gestochen scharfe Aufnahme eines 18 Wochen alten Fötus auf die Titelseite brachte, löste das Bild eine unglaubliche Resonanz auf der Welt aus. Zum ersten Mal konnte ein Großteil der Menschheit die Entstehung des menschlichen Lebens mitverfolgen und bekam genaue Einblicke in die Entwicklungsprozesse. Das Foto auf der Titelseite und weitere Bilder in der millionenfach verkauften Ausgabe stammen vom schwedischen Fotograf Lennart Nilsson. Seine makro-fotografischen Bilder waren das Ergebnis jahrelanger Vorbereitungen und Versuche. Mit der gelungenen Aufnahme eines lebenden Embryos im Mutterleib und durch die Veröffentlichung im Life wurde er auf einen Schlag berühmt und erreichte mit nur 43 Jahren den Karrierehöhepunkt.
Lennart Nilsson startete seine Laufbahn nicht als Wissenschaftler oder Mediziner, sondern war Zeit seines Lebens ein Kameramann. In den 50er-Jahren fotografierte er Filmstars wie Ingrid Bergmann und wurde damit in seiner Heimat Schweden bekannt. Sein Interesse für die Entstehung des Lebens wurde durch die Geburt seines ersten Kindes hervorgerufen Ab diesem Zeitpunkt begann Lennart Nilsson nach Wegen und Methoden zu forschen, um das ungeborene Leben fotografisch festzuhalten. Dafür waren intensive und langjährige Verhandlungen mit Krankenhäusern nötig, um an das passende "Material" zu kommen. Nach sieben Jahren hatte Nilsson eine Fotostrecke beisammen, die zuerst im Life Magazin und danach in vielen anderen Zeitschriften erschien.
Die Ausstellung im Fotomuseum Westlicht Lennart Nilsson - The Beginning zeigt zum ersten Mal eine umfassende Schau über sein vielseitiges Schaffen außerhalb Schwedens. Neben den Bildern aus dem Life Magazin sind auch frühere und später entstandene Werke des Fotografen zu sehen. Anne Fjellström, Direktorin vom Lennart Nilsson Photography Institut in Stockholm, war maßgeblich am Ausstellungskonzept beteiligt und kam zu Eröffnung nach Wien ins WestLicht. Fjellström hatte jahrelang für Nilsson gearbeitet und kennt ihn und seinen Nachlass wie keine anderere. Er war sein ganzes Leben ein Perfektionist und immer auf der Jagd nach "The Photo". Das Inszenieren seiner Motive als fotografisches Ausdrucksmittel machte sich schon in seinen Frühwerken bemerkbar. Die Schau im WestLicht zeigt erstmals eine Auswahl von Nilsson fotojournalistischen Werken aus den 40er/50-Jahren.
Die Life Magazin Geschichte im Jahr 1965 markiert den Höhepunkt in der Karriere des Fotografen. Aber schon zuvor, im Jahr 1953, veröffentliche Life ein Foto von Lennart Nilsson, das einen Embryo zeigt. Das Bild kam zuerst in Schweden heraus, zusammen mit einem Beitrag über das Thema Abtreibung. Bis heute geben die Föten-Bilder Nilssons, die im Buch "A child is born" eine fotoikonische Dimension erhalten haben, Anlass zu ethischen Grundsatzdiskussionen. Nilsson lehnte eine Vereinnahmung durch Pro-Life-Gruppen vehement ab und prozessierte sogar vor Gericht, als sein Abbild (ein Foto) für deren Agenda ohne Einwilligung verwendet wurde. Dass die berührenden Bilder von der Entstehung des Lebens aus der Serie um 1965/66 von Embryos stammen, die nicht mehr am Leben waren, als sie fotografiert wurden, scheint ein Tabuthema in der Auseinandersetzung mit Lennart Nilsson zu sein .
Der Titel der Ausstellung "Lennart Nilsson - The Beginning" macht erst recht bewusst, warum man sich mit der Arbeitsweise des Fotografen näher befassen sollte. Mitte der 60er-Jahre kamen die Kinder bekanntlich noch mit dem Storch auf die Welt. Und eine staatlich geförderte Aufklärung in Sexualkunde stand erst am Anfang. Die Bilder der Embryos/Föten berühren deshalb so sehr, weil sie unheimlich lebendig wirken: durch feine Details, leuchtende Farben, tiefe Grautöne und dem Schnappschuss-Gefühl, die viele ausstrahlen. Sie regen den Betrachter unmittelbar an, sich über das Leben und dessen Entstehen Gedanken zu machen. Aufgrund der eindringlichen Fotos von Lennart Nilsson wurde vielen Menschen zum ersten Mal bewusst, dass das Leben nicht erst mit der Geburt nach etlichen Schwangerschaftswochen beginnt, sondern viel früher. Ähnlich wie bei Gunter von Hagens' Körperwelten können die Arbeiten Nilssons ein Gefühl der Beklemmung hervorrufen. Sein "Foto-Material", sofern dieser Ausdruck zulässig erscheint, konnte keine Einwilligung abgeben, als Sinnbild für die Entstehung des Lebens ausgestellt zu werden. In Anbetracht der eigenen Empfindlichkeit diesbezüglich, wären noch einige unentdeckte Facetten in der Biografie von Lennart Nilsson aufzudecken.
Begleitet von umfangreichem Archivmaterial und den entsprechenden Magazinveröffentlichungen der Zeit, zeichnet WestLicht den Weg des Fotojournalisten bis zum Kern der Ausstellung, dem gefeierten Meisterwerk seiner Karriere 1965 nach und zeigt frühe, bis dato kaum bekannte Wissenschaftsfotografie und Reportagen, die Nilsson von einer schwedischen Hebamme in den Kongo und die Arktis und vom Shooting mit Filmstar Ingrid Bergman zum Wiener Architekten Josef Frank führten.
Eröffnung: Montag, 10.02.2020, 19 Uhr
Laufzeit: 11.02–03.05.2020
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