Sichere Stimme für Ludwig am Wahlsonntag in Wien
Die SPÖ hat bei der Wien-Wahl am Sonntag laut einer ersten Trendprognose von APA, ORF und ATV/Plus24 klar Platz eins geholt. Laut dieser auf Umfragen basierenden Schätzung dürfte die SPÖ auf etwa 42 Prozent der Stimmen kommen. Platz zwei belegt demnach die ÖVP mit 17,5 Prozent vor den Grünen mit 15 Prozent. Die FPÖ stürzt auf 10 Prozent ab, die NEOS landen bei 8 Prozent. Offen ist, ob das Team Strache den Einzug schafft, die Trendprognose weist für Strache 4 Prozent aus.
Erste Trendprognose von 17:00 Uhr
Basis der Trendprognose sind Wahltagsbefragungen von Sora und Peter Hajek - und noch keine Wahlergebnisse. Die Schwankungsbreiteliegt bei 2,5 Prozentpunkten. Damit weist diese Prognose eine deutlich geringere Genauigkeit auf als die klassischen Hochrechnungen auf Basis erster Teilergebnisse, die ab 18.00 Uhr erwartet werden. Die Hochrechnungen sind heuer aufgrund der vielen Briefwahlstimmen schwieriger zu berechnen als bisher.
Laut der vorliegenden Trendprognose legt die SPÖ gegenüber der letzten Wiener Gemeinderatswahl zu. 2015 hatte die Sozialdemokratie 39,59 Prozent der Stimmen erhalten. Die FPÖ erzielte vor fünf Jahren 30,79 Prozent, die Grünen 11,84 Prozent. Die ÖVP musste 2015 mit 9,24 Prozent einen Negativ-Rekord hinnehmen, die Neos zogen damals mit 6,16 Prozent erstmals in den Landtag ein.
In Wien hatten seit 7.00 Uhr die knapp 1.500 Wahllokale ihre Pforten geöffnet. Insgesamt rund 1,36 Mio. Wienerinnen und Wiener waren aufgerufen, einen neuen Gemeinderat bzw. Landtag sowie die Bezirksvertretungen zu wählen. Wegen der Coronavirus-Pandemie waren umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen nötig. Gewählt werden konnte bis 17.00 Uhr. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) machte seine Stimmabgabe in einer Floridsdorfer Schule. Dort sagte er, er glaube nicht an eine rote Absolute bei der Wien-Wahl.
Ludwig Stimmabgabe im Wahllokal
"Das ist nicht in Griffweite", meinte der Landesparteivorsitzende am Sonntagvormittag. Michael Ludwig gab als einziger Spitzenkandidat am Wahlsonntag seine Stimme direkt im Wahllokal ab. Die Listenersten der Konkurrenz hatten dies schon vor Tagen per Briefwahl erledigt. "Ich bin das so gewohnt. Das ist ein schöner demokratischer Akt", sagte der Bürgermeister, der kurz nach 9.30 Uhr mit seiner Frau Irmtraud Rossgatterer erschienen war. Ludwig wollte mit seiner Stimmabgabe außerdem signalisieren, dass man trotz Coronavirus-Pandemie sicher wählen gehen könne. Ludwig appellierte an die Wienerinnen und Wiener, dies doch bitte heute auch noch zu tun.
Was künftige Koalitionen anbelangt, gab sich Ludwig auch am Wahltag nicht auskunftsfreudiger als bisher. Man werde sehen, was sich rechnerisch ausgehe und wo es inhaltliche Schnittmengen gebe. Reden wolle er nach dem Urnengang jedenfalls einmal mit allen Parteien.
Wahlkarten entscheiden Wien-Wahl
Viele Stadtbewohner haben bereits abgestimmt. Erwartungsgemäß wurden so viele Wahlkarten wie noch nie bei einer Wien-Wahl, nämlich exakt 382.214, ausgegeben. Das bedeutet laut den Hochrechnern, dass rund 40 Prozent der Stimmen per Briefwahl abgegeben werden - und nur 60 Prozent am Sonntag in den Wahllokalen. Tatsächlich hat sowohl die Stadt als auch so mancher Spitzenkandidat empfohlen, auf einen Besuch im Wahllokal für die Stimmabgabe zu verzichten.
Daher haben die Spitzen der im Gemeinderat vertretenen Parteien - ÖVP-Chef Gernot Blümel, Grünen-Chefin Birgit Hebein, Neos-Spitzenkandidat Christoph Wiederkehr, FPÖ-Chef Dominik Nepp und auch Heinz-Christian Strache (Team Strache) - die Stimmabgabe allesamt schon vor Tagen erledigt.
Keine Angst vor Stimmabgabe
Jene, die heute doch dort erscheinen, müssen eine Reihe von Schutzmaßnahmen beachten. So sind Abstandsregeln einzuhalten, auch der Mund-Nasenschutz ist zu tragen - wobei dieser für die Identifikation hinter einem Plexiglasparavent kurz abgenommen werden muss. Auch das Mitbringen eines eigenen Kugelschreibers wird empfohlen. Ordner sollen für einen geregelten Ablauf des Urnengangs sorgen.
Wie ein Sprecher der Wahlbehörde der APA mitteilte, sind aus den knapp 1.500 Wahllokalen bisher keine Zwischenfälle gemeldet worden. "Die Wienerinnen und Wiener halten sich gut und diszipliniert an die Corona-Maßnahmen", sagte der Sprecher. Das Virus hat indes auch den Parteien einen Strich durch die Rechnung gemacht: Sämtliche Wahlfeiern wurden abgesagt.
SPÖ und Grüne könnten zulegen
Laut jüngsten Umfragen dürften die Regierungsparteien SPÖ und Grüne zulegen, wobei die Sozialdemokraten in Wien über die 40-Prozent-Marke kommen könnten. 2015 waren es knapp weniger, nämlich 39, 6 Prozent gewesen. Die Grünen lagen bei 11,8 Prozent.
Prognosen für ÖVP, FPÖ, Neos
Der FPÖ werden hingegen starke Verluste prophezeit. Von ihrem vor fünf Jahren erzielten Rekordstand - damals durften sie sich über einen Stimmenanteil von 30,8 Prozent freuen - sind sie weit entfernt. Viel günstiger sehen die Prognosen für die ÖVP aus, die nach dem historischen Tiefpunkt von 2015 (9,2 Prozent) auf den zweiten Platz vorstoßen könnte.
Die Neos müssen laut den Umfragen nicht fürchten, nicht mehr im Gemeinderat vertreten zu sein, sondern dürfen auf ein kleines Plus zu den 6,2 Prozent bei ihrer ersten Wiener Wahl hoffen. Mit Spannung wird auch das Abschneiden von Heinz-Christian Strache erwartet. Der ehemalige, nach dem Ibiza-Video abgetretene FPÖ-Chef geht mit einer eigenen Liste ins Rennen, der ein Einzug in den Landtag durchaus zugetraut wird. Die Fünf-Prozent-Hürde muss dafür genommen werden.
Die Wahllokale schlossen um 17.00 Uhr, bis dahin ist eine Stimmabgabe möglich. Erste Hochrechnungen werden für etwa 18.00 Uhr erwartet. Das vorläufige Gesamtergebnis (der Gemeinderatswahl) sollte zwischen 20 und 21 Uhr vorliegen. Wie viel dann schon fix ist, ist offen: Angesichts des Rekordstands bei den Wahlkarten - die vielleicht erst am Dienstag alle ausgezählt sein werden - könnte sich das Ergebnis noch deutlich ändern.
(APA/red)