Vor dem Unterricht steht das Händewaschen - so sah am Montag der erste Schultag nach der Corona-Sperre für viele Maturanten bzw. Schüler an Abschlussklassen in berufsbildenden mittleren Schulen (BMS) und Berufsschulen aus. Ebenfalls ungewohnt: Die von Schülern und Lehrern im Schulgebäude getragenen Masken. An vielen Schulen fand der Unterricht außerdem nicht im normalen Klassenzimmer statt, sondern im Turnsaal - so etwa auch im Goethe-Gymnasium in der Astgasse in Wien-Penzing. Dort waren unter anderem die Handläufe an den Treppen mit Absperrband verklebt, auch am Boden fanden sich Streifen zur Abstandsregelung. Bereits am Eingang deutlich sichtbar waren die Hygieneregeln und Anweisungen zum richtigen Bewegen im Schulhaus.
Vorbereitet wurde diese über das lange Wochenende von zahlreichen freiwilligen Lehrkräften, so Direktor Hubert Kopeszki zur APA. "Wir haben 10.000 Quadratmeter an Schulfläche. Bis da alle Schilder und Plastikstreifen geklebt waren, hat es gedauert." Organisatorisch sei es derzeit aber noch einfach. "Wir haben heute nur zwei Klassen mit 48 Schülerinnen und Schülern da gehabt, zwei Kollegen haben sich bereit erklärt, als Hygienelehrer zu fungieren und etwa das Händewaschen zu überwachen", meinte der Direktor. Außerdem würden Oberflächen und Klinken desinfiziert.
In zwei Wochen werde das mit der Rückkehr der Unterstufenschüler wesentlich schwieriger: "In der Unterstufe haben wir dann 400 Schüler, dazu kommen noch die Maturanten. Das wird eng werden. Wir werden dann andere Eingänge haben - heute haben wir nur den Haupteingang geöffnet, in zwei Wochen werden wir dann auch das hintere Tor aufmachen und mit einem Schleusenbetrieb arbeiten." Dann müssten sowohl Raum- als auch Personalengpässe gemanagt werden: "Wir haben jetzt schon Wanderklassen", so Kopeszki. Und von den Lehrern würden 22 Prozent ausfallen, weil sie zur Risikogruppe gehören bzw. jemanden daraus daheim haben. "Wir werden auch dann Hygienelehrer haben, aber wir können die Eingänge nicht rund um die Uhr besetzen."
Den Eltern habe man eine zeitliche Staffelung des Schulbeginns ab 7.00 Uhr morgens angeboten. Das sei aber abgelehnt worden, die Kinder würden erst frühestens um 7.30 Uhr geschickt. Ab diesem Zeitpunkt müssten sie auch in irgendeiner Form beaufsichtigt werden. Mit dem Verzicht auf den Turnunterricht habe man zumindest Raum gewonnen, so Kopeszki. Dieser wird zunächst für die Maturanten genutzt. Gleichzeitig müsse man aber parallel zum Unterricht auch jene Kinder beaufsichtigen, die zur Betreuung an die Schule kommen - an seiner Schule würden das vermutlich ein bis zwei Gruppen sein. Im Vollbetrieb werde man dafür vermutlich auch die Außenanlagen nutzen. "Da hoffen wir auf schönes Wetter."
An seiner Schule gibt es mit dem 22. Mai auch noch einen schulautonomen Tag. An diesem werde man vermutlich Unterricht anbieten, so Kopeszki - wobei: "Das spießt sich nicht an den Lehrern, eher bei den Eltern." Zum Teil hätten diese schon für diesen Tag Ausflüge geplant bzw. sich freigenommen. "Da ist die Frage aufgekommen: Ist der Tag für Schüler verpflichtend?"
Auch in der Schule von Bundesschulsprecherin Jennifer Uzodike seien die Vorgaben umgesetzt worden. "Unsere Hände wurden gleich mit Desinfektionsmittel besprüht, wir mussten auch mit Masken sofort in die Klasse gehen - wobei man uns auch in einer größeren Klasse untergebracht hat als sonst. Die Lehrer haben auch Abstand gehalten." Darüber hinaus habe man die Stundenpläne gestaffelt, so Uzodike zur APA. Da die Maturanten nicht in allen Fächern unterrichtet werden, sei das auch möglich. So seien die einen Klassen am Montag da, die anderen am Dienstag etc. Klar sei aber auch: "Das mit den Hygienemaßnahmen muss auch weiter durchgezogen werden. Weil sobald sich nur einer ansteckt, muss die ganze Klasse in Quarantäne."
Wenn am 18. Mai die Unter-14-Jährigen nach den Schulschließungen wieder in die Klassen zurückkehren, findet der Unterricht im Schichtbetrieb statt. Pro Region sollen sich die Schulen beim Rhythmus absprechen, um Betreuungsprobleme für Eltern, deren Kinder verschiedene Schulen besuchen, zu vermeiden. In der Praxis herrscht laut Pflichtschul-Elternvertretern aber "ein bissl Chaos".
Zur Eindämmung des Coronavirus sollen die Schülergruppen möglichst klein bleiben, die Klassen werden deshalb geteilt. Die Empfehlung des Bildungsministeriums sieht vor, dass die eine Hälfte von Montag bis Mittwoch an der Schule ist, die andere am Donnerstag und Freitag. In der Woche darauf ist es umgekehrt. Die Schulen können den Rhythmus aber auch anders gestalten. Laut Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) muss jedoch vermieden werden, dass für die Kinder in einer Familie unterschiedliche Regelungen gelten. Genau das ist allerdings derzeit zum Teil der Fall, kritisiert Evelyn Kometter, Vorsitzende des Dachverbands der Elternvereine an Pflichtschulen, gegenüber der APA. Einzelne Direktoren der Volks-, Sonder- und Neuen Mittelschulen und der AHS-Unterstufen hätten sich für einen anderen Rhythmus entschieden und würden sich weigern, die Situation der Geschwisterkinder zu berücksichtigen.
"Am einfachsten wäre es, wenn die Regelung bundesländerweit einheitlich wäre beziehungsweise alle Geschwisterkinder automatisch in den gleichen Schichtverlauf kommen", sagt Kometter. Die Landesverbände hätten bereits Gespräche mit den Bildungsdirektionen geführt, damit diese die Schulen um ein einheitliches Vorgehen ersuchen.
Derzeit gilt: Wenn Eltern ihre Kinder aus Sorge um deren oder die eigene Gesundheit nicht an die Schule zurückkehren lassen wollen, gelten sie (wie im Krankheitsfall) als entschuldigt und müssen den Lernstoff stattdessen daheim bearbeiten. Dafür braucht es kein ärztliches Attest, lediglich eine Mitteilung an die Schulleitung bzw. den Klassenvorstand. Kometter hofft, dass alle, die ihre Kinder auch nach 18. Mai gerne daheim beschulen wollen, das auch tatsächlich dürfen.
(APA/red)
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