Wien

Wiener Bäder mit strengen Regeln und wenig Platz

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© PID/Votova

Am Freitag öffnen in Wien die Sommerbäder und Hallenbäder mit Außenanlagen. Besondere Hygieneregeln gelten für alle Besucherinnen und Besucher. Die Stadt Wien hat Vorschriften erstellt, die den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums entsprechen sollen. Zahlreiche Hinweisschilder und das Bäderpersonal werden auf die Verhaltensregeln hinweisen. Wissenschaftliche Grundlagen oder Erklärungen für derartige Maßnahmen werden längst nicht mehr vermittelt. Während Covid-19 allen Anschein nach den Verlauf einer schweren Grippe-Epidemie nimmt, die auch zu relativ vielen Sterbefällen geführt hat, glaubt man im Gesundheitsministerium nach wie vor, ein neues Supervirus in Schach halten zu müssen.

Vorsicht ist besser als Nachsicht

Was nützen die besten Wissenschafter der Welt, wenn am Ende doch nur die Meinungen jener Wuschelköpfe zitiert wird, die zu den politischen Maßnahmen der jeweiligen Regierungen passen. Haben sie erst einmal bemerkt, dass sie bloss instrumentalisiert wurden, machen sie entweder aus Eitelkeit weiter oder werden entsorgt. Danach dürfen sie sich selbst interviewen. Was Gesundheitsexperten denken und wissen, erfahren Herr und Frau Österreicher in Werbespots der Bundesregierung. Ein Experte im Arztkittel, dessen Stimme so klingt wie die des Innenministers, ist sich sicher, dass ein Mund-Nasen-Schutz mehr Sicherheit verschafft als kein Mund-Nasen-Schutz. Das stimmt vollkommen.

Weil höchster Schutz und Sicherheit für die Bevölkerung nichts Falsches ist, sollen auch die Sicherheitsbestimmungen in den Wiener Bädern nicht falsch verstanden werden. Aufgrund der Corona-Krise wird es eine besondere Badesaison mit einigen Einschränkungen: Mindestabstand, besondere Hygieneregeln sowie in gewissen Bereichen Mund-Nasen-Schutzmasken gelten auch im Badebetrieb. Um einen risikofreien Badebetrieb zu ermöglichen und den Empfehlungen des Gesundheitsministeriums zu entsprechen, wurden ergänzende Regeln zur Badeordnung festgelegt.

  • Der Einlass ist für eine Person je 10 m2 Liegefläche gestattet.
  • Die Benützung der Schwimmbecken ist für eine Person je 6 m2 Wasserfläche gestattet.
  • Beim Einlass sowie am gesamten Badegelände ist ein Mindestabstand von einem Meter zu anderen Badegästen einzuhalten, ausgenommen sie leben im gemeinsamen Haushalt.
  • Die Zahl der auszugebenden Umkleidekästchen werden entsprechend reduziert.
  • In Schwimmbecken ist ein Mindestabstand von 1-2 Metern, in Naturgewässern von 3-4 Metern einzuhalten.
  • Die allgemeinen Hygieneregeln sind einzuhalten, besondere Hygiene wird in Sanitärräumen und Schwimmbecken erwartet.
  • In allen Innenräumen ist eine Mund-Nasen-Schutzmaske zu tragen.
  • Das Verweilen an Einstiegen, Beckenrändern und Beckenumgängen ist nicht gestattet.
  • Ansammlungen sind zu vermeiden, ausgenommen ist ein geregeltes Anstellen an Wasserrutschen, Sprungtürmen oder Gastronomie.

Regeln für Baderegeln

In Schwimmbecken ist ein Mindestabstand von 1-2 Metern, in Naturgewässern von 3-4 Metern einzuhalten. Warum das so ist? Damit doch ein paar Menschen ins Schwimmbecken dürfen, trotz besseren Wissens. Warum vier Meter im Wasser, zwei Meter in der Kirche, ein Meter im Restaurant und null Meter bei Presseterminen von Politikern? Darüber sollte man beim Badebesuch in Wiens Städtischen Bädern heuer lieber nicht grübeln, denn wozu gäbe es sonst die zahlreichen Hinweisschilder und das Bäderpersonal, verstärkt mit Securitys privater Unternehmen, das einem klipp und klar sagt, wann Gefahr droht und wer bitte schön auf der Stelle das Bad verlassen muss.

Ruhige Gewässer im Kongressbad in Hernals während draussen die Besucher Schlange stehen werden| © PID/Votova

Badeverbot schnell ausgesprochen

"Aufspielen" wird man sich in den Bädern Wiens heuer sicher nicht können, denn wer das Glück hatte, überhaupt rein zu kommen, wird bei kleinen Verstößen schnell hinausgeworfen. Die Vorgabe von 10 m2 pro Badegast bedeutet eine Reduktion der BesucherInnen auf rund ein Drittel des normalen Fassungsvermögens. Eine rasche Vollauslastung von vielen Bädern ist daher bei Badewetter durchaus möglich. Die freien Badeplätze werden heuer unter www.wien.gv.at/baederampel sowie der App „Stadt Wien Live“ angezeigt. Sollte ein Bad voll sein, wird das vor Ort durch Hinweisschilder sowie die "Blaue Fahne" angezeigt. Wer sich schlecht benimmt oder goschert ist bekommt die "Rote Karte" gezeigt und seine 1-3 Euro Eintrittsgeld nicht wieder zurück, dafür ein Badeverbot für die restliche Saison.

Eintrittspreise:

Aufgrund der Regeln und Einschränkungen werden die Eintrittspreise deutlich reduziert:

  • Kleinkinder bis 6 Jahre: gratis
  • Kinder 7-14 Jahre: 1 Euro
  • Jugendliche 15-18 Jahre: 2 Euro
  • SeniorInnen ab 63 Jahre: 2 Euro
  • Saisongäste: 2 Euro
  • Erwachsene: 3 Euro

Wiener Bäder Regeln für Schlaue

Der Eintrittskarten-Vorverkauf ist bereits in allen Freibädern und in den Hallenbädern Brigittenau, Hütteldorf und Jörgerbad von 9 bis 15 Uhr sowie im Amalienbad von 10 bis 18 Uhr möglich. Die Vorverkaufskarten können für den jeweiligen Tag sowie für die folgenden 3 Wochentage ausgestellt werden. An den Eingängen soll Gedränge so gut es geht verhindert werden. Die Einhaltung des Abstandes liegt in der Eigenverantwortung der Gäste, Kinder unter zehn Jahren werden dieses Jahr die Wiener Bäder nur in Begleitung Erwachsener besuchen können. Das Bäderpersonal wird auf die Sicherheit und den nötigen Abstand achten, heißt es. Auf den Sportflächen der Freibäder dürfen Sportarten wie zum Beispiel Volleyball, Tennis oder Minigolf ausgeübt werden.

Pressetermin zum Start der Badesaison 2020 in Wien mit Stadtrat Jürgen Czernohorszky und Bäderchef Hubert Teubenbacher | © PID/Votova

Stadt Wien spielt Ball an Gesundheitspolitik

Beim Pressetermin zum Start der Badesaison 2020 in Wien mit Stadtrat zeigten Jürgen Czernohorszky und Bäderchef Hubert Teubenbacher, was die Besucher zum Start der Bäder ab Freitag erwartet. Was sie nicht zeigen konnten, sind die langen Schlangen und das Gerangel um die begehrten Eintrittskarten, dass an heißen Sommertagen für hitzige Gemüter sorgen wird. Wer vermutlich komplett auf der Strecke bleiben wird, sind viele unbegleitete Kinder und Jugendliche. Zumal sie unter zehn Jahren nur in Begleitung von Erwachsenen kommen dürfen, und zum anderen weil Erwachsene einfach schlauer beim Organisieren von Vorverkaufskarten sein werden. Viele Bäder werden vermutlich Tage zuvor ausverkauft sein. Sofern keine Tickets für die Tageskassen reserviert werden, kann ein Anstellen aussichtslos sein. Der Schwarzmarkt könnte zu blühen beginnen. Wie gut das Bädermanagement in Zeiten der maßregelnden Corona-Politik von Regierung und Stadtregierung im Hochsommer funktioniert, auch darüber wird das Nachrichtenportal keymedia Wien weiter berichten.

Keine Ansteckung und trotzdem

„Es gibt keinen Grund, die Sommersaison abzuschreiben – schließlich kann man sich durch das Wasser nicht anstecken und Bewegung an der frischen Luft und viel Sonne sind günstige Einflussfaktoren für das Immunsystem“, betonte der Bürgermeister bereits Ende April. Ein Monat später sind die Infektionsfälle und Krankenstände auf einem Rekordtief, aber der Drang der Politik, ihre Abstandsregeln aufrecht zu erhalten, bleibt vorerst auf Rekordhoch. Die Badesaison endet am 20. September. Die Landtags- und Gemeinderatswahl in Wien soll am 11. Oktober erfolgen.

Veröffentlicht von
Redaktion

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