Wien

Wiener Museen beenden ihre Corona-Sperren

© Wulz/PID

Bis zur Stunde fehlt jede gesetzliche Grundlage zur Wiedereröffnung der Museen, dabei hatte die die Bundesregierung im Rahmen eines Mediengesprächs Lockerungen für den Kulturbereich längst angekündigt. Nun ergreift die Stadt Wien die Initiative und kündigte eine Öffnung ihrer Museen an. Ab 29. Mai bzw. 31. Mai stehen Kunsthalle, Musa, Haus der Musik und alle anderen Wien Holding-Museen wieder offen. Vorbehaltlich der gesetzlichen Regelungen, die den Plänen jederzeit eine Absage erteilen können. Die Bundesregierung sieht das Land noch lange nicht am Ende der Corona-Pandemie und befürchtet, dass Österreich von einer zweiten Welle erfasst werden könnte, wenn wir näher als einen Meter zusammenrücken. Das Tragen von Mund-Nasenschutz wird auf unbestimmte Zeit dringend empfohlen.

"Schoafes" Maskengebot

Seit die Stadt Wien ihre Grätzlpolizei mit Megaphon ausgeschickt, Wasserhähne in Parks verschlossen hält und Spielplätze im Gemeindebau mit Absperrband unzugänglich gemacht hat, ist die Stadtregierung voll auf Linie mit den Regierungsmaßnahmen. Das Maskengebot auf Wiens Märkten mit Hinweistafeln zum Abstandhalten, Bodenmarkierungen und laufenden Durchsagen kann in der orchestrierten Art jedoch nicht der Bundesregierung zugeschrieben werden. Dass gerade die Stadt Wien den Markt als archaischen Versammlungsort für die neue Maskennormalität als Schaubühne freigibt, wirkt höchst befremdlich und muss der Angst vor Corona zugeschrieben werden. Für eine gebildetes Museumspublikum, das viel in der Welt unterwegs ist und die Gefahren kennt, wäre eine strenge Maskenpflicht durchaus wünschenswert.

Wiener Museen öffnen wieder

Wie es mit dem Maskentragen im Zuge eines Besuchs im Museum sein wird, lässt sich wohl erst ab Pfingsten absehen, wenn die Wiederauferstehung mit der Öffnung der Stadt Wien Museen einhergeht. "Für die Wiener Museen stand von Anfang an fest, dass sie ehest möglich ihre Häuser öffnen werden. Sie nehmen damit ihre gesellschaftspolitische Verantwortung wahr und setzen ein deutliches Zeichen von Solidarität mit den Menschen, die in unserer Stadt leben. Nach langen Wochen, in denen man ausschließlich digitale Kunst genießen konnte, sehnen sich die Menschen wieder nach ‚analoger‘ Kunst und Kultur, nach Auseinandersetzung mit und Inspiration durch Kunst“, betont Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler.

Besucher im Jüdischen Museum Wien vor einem Bild des Malers Arik Brauer | © Wien Holding / Alexander Wulz

Corona Stücke für Wien Museum

Derweil sammelt das Wien Museum nach wie vor fleißig Erinnerungen an jene Zeit, deren Ende die weisen Kuratoren schon vor über einem Monat vorhersahen. Damit auch kommende Generationen einen wahrheitsgemäßen Blick auf die Vergangenheit erhalten, wurde seither um zukünftige Corona-Erinnerungsstücke gebeten. Bevor sie in die Mülltonne oder im digitalen Papierkorb landen, möchte das Wien Museum einen Blick darauf werfen und eventuell in seine Sammlung aufnehmen. Fix dabei sein wird eine Koje des Notfall-Lazaretts in der Messe Wien, das zum Glück noch keinen einzigen Patienten aufnehmen musste.

„Wir sind sehr froh darüber, dass wir unsere Wien Holding-Museen für das Publikum wieder öffnen können. Ab Pfingstsonntag, den 31. Mai, erwarten wir wieder unsere Gäste im Mozarthaus Vienna, Kunst Haus Wien, Jüdisches Museum Wien und Haus der Musik. Gerade jetzt, wo noch keine TouristInnen in der Stadt sind, bietet sich für die WienerInnen die Chance, unsere Museumsperlen für sich allein zu entdecken“, so Wien Holding-Chef Kurt Gollowitzer.

Politisches Rückgrat

Wie schon bei der Ankündigung zur Öffnung der Sommerbäder Ende Mai trifft die Stadtregierung ihre Entscheidungen aufgrund des zögerlichen Agierens der Regierung. Sie scheint jedoch selbst nicht ganz überzeugt zu sein, dass die Pandemie wirklich ausgestanden sei, und wirkt ein wenig verdutzt, dass bislang keine Gesundheitskrise eingetreten ist. Schließlich hat man die Regierungswünsche bisher mit "Gold Plating" umgesetzt und sogar die 1. Mai-Feiern im Freien geopfert. Die Abgeordneten der SPÖ im Nationalrat sind vorbildhaft im Tragen von Mundschutz. So weich und glatt wie mancher Stoff ums Gesicht gewickelt ist, fällt nicht immer der Ton aus, der mitunter recht kratzig klingt, wenn die Bevölkerung informiert wird. Die Grenzen zwischen Gebot, Verbot, Anweisung, Verfügung, Verpflichtung, Empfehlung, Beschluss, Dekret, Social Distancing, Neue Egalität, "sollte kein Problem sein", "ist auch dort selbstverständlich" und dem Gesetz verschwimmen.

(red/key)

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Redaktion

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