Mit Storno intendiert Sophie Gogl eine Hommage an eine temporäre Ära des Stillstands und des „Anti-Spektakels“, in der wir gezwungen sind, uns mit dem Gegenwärtigen zu beschäftigen. Die Ausstellungskulisse versteht sie nicht nur als Reflexionsort über die Klimasituation im Kontext der CovidKrise, sondern auch als Täuschungsmanöver: Sind wir wirklich am Flughafen? Und wenn ja, wozu, wo es doch für Wochen als Luxus galt, sich am eigenen Lebensstandort frei bewegen zu können?
Sophie Gogl Pop up Ausstellung in der MAK Galerie
Der Museumsbesuch wird zur Reise und zum neu gewonnenen Spektakel. Sophie Gogl schloss 2017 das Diplomstudium Bildende Kunst: Malerei und Animationsfilm an der Universität für angewandte Kunst Wien ab. Sie wird von der Wiener Galerie Zeller van Almsick vertreten.
Sehnsucht nach Reisgepäck und Koffer
Mit Beginn der modernen Reisekultur sank die Nachfrage nach großen Überseekoffern. Für die Eisenbahn, das Auto und schließlich das Flugzeug waren kleinere Gepäckstücke gefragt, heute zählen Handgepäckformate und „Trolleys“ zu den Alltagsgegenständen. Mit Ausbruch der Coronavirus-Pandemie wurde dem Reisen ein jähes Ende gesetzt, alle Auslandsreisen mussten storniert werden.
Die praktischen Begleiter mutierten während des Shutdowns zum Relikt einer unbeschwerten Zeit, und mehr noch: Im Hinblick auf den Klimawandel können sie als Mahnmale für klimafeindliche Billigflüge gelesen werden.
Ausgehend von diesen kompakten Kleinkoffern wirft die Künstlerin Sophie Gogl (* 1992, Kitzbühel, Tirol) in ihrer Pop-up-Ausstellung Storno, der zweiten Position im Rahmen der Reihe Creative Climate Care, einen kritischen Blick auf das Thema Reisen in Zeiten von Corona und Klimawandel.
Werkserie im Kontext des Klimawandels
Handgepäckstücke in der von Fluglinien genormten Größe dienen als Trägermaterial und Rahmen für eine Reihe neu produzierter Arbeiten, von kleinformatigen Malereien über Objektassemblagen bis hin zu skulpturalen Inszenierungen. Bereits Anfang des Jahres entwickelte Sophie Gogl eine Werkserie im Kontext des Klimawandels und der Überproduktion. In kleinen Glascontainern kombinierte sie naturnahe Materialien wie Vogelnester oder Haar mit Objekten wie Plastikspielzeug oder Fotografien zu surreal anmutenden Skulpturen.
Für die Ausstellung im MAK konzipiert sie eine Gesamtinstallation, die an ein lange verlassenes Flughafenterminal erinnert. In diesem utopischen Setting inklusive fingiertem
Metalldetektor und künstlichen Pflanzen finden sich die Koffer in unterschiedlichen Ausführungen: geöffnet oder verschlossen, bemalt und mit personalisierten Plaketten versehen, bewachsen von künstlichem Moos oder kleinformatigen Pilz-Skulpturen aus Ton.
Titelbild: © Aslan Kudrnofsky/MAK