Bereits zum 21. Mal in Folge zeigt WestLicht die prämierten Einzelbilder und Fotoserien des World Press Photo Award. Wieder wurden ikonische Fotografien des vergangenen Jahres, die auf eindringliche Weise Zeitgeschehnisse aus den Bereichen Politik, Gesellschaft, Sport und Natur verdeutlichen von eine Fachjury ausgewählt. Die Jury sichtete beinahe 65.000 Fotos von über 4.000 Fotografen und Fotografinnen aus aller Welt. Die Auszeichnung für das World Press Photo des Jahres 2022 ging an die Kanadierin Amber Bracken. Alle rund 140 prämierten Bilder des World Press Photo Contest 2022 sind bis 23. Oktober im Ausstellungsbereich des Fotomuseum WestLicht zu sehen. Am 23. September hält Open Format Gewinner Jonas Bendiksen einen Vortrag.
Jonas Bendiksen entlarvt Fake News
Während die meisten ausgezeichneten Werke dem Genre Pressefotografie zuzuordnen sind, sticht die Auswahl des norwegischen Fotografen Jonas Bendiksen als Preisträger heraus. Er thematisierte die Produktion von Fake News in der nordmazedonischen Provinzstadt Veles, die vor einigen Jahren als ein Hotspot für die Herstellung von Falschmeldungen Aufmerksamkeit erlangte. Sein Fotobuch über die Stadt und deren vermeintliche Fake News Produzenten entpuppte sich schließlich selbst als Fake.
Alle in seinem Bildband enthaltenen Fotos sind Fälschungen und sogar die begleitenden Essays wurden von künstlicher Intelligenz geschrieben. Weder Bild noch Wort stammen aus dem Gedankengut eines realen Menschen - siehe Bildunterschriften. "Der Fotograf stellt auf intelligente Weise dar, was es bedeutet, in einem Zeitalter der Desinformation zu leben", begründete die sonst gegen jede Form von Bildmanipulation auftretende Jury ihre ungewöhnliche Entscheidung. Bendiksen wird am 23. September das WestLicht besuchen und einen Vortrag über das Phänomen Fake News halten.
Wie fake ist Bendiksen?
Schwer zu sagen, ob die Erzählungen über Bendiksen und sein Werk überhaupt stimmen. Es heißt, er er sei zweimal nach Mazedonien gereist und habe danach seine Impressionen in The Book of Veles verarbeitet. Das dokumentarische Fotobuch erschien 2021, erntete positive Resonanz von der Kritik und sogar auch auf einem renommierten Fotofestival gezeigt. Sechs Monate nach Veröffentlichung soll Bendiksen ein gefaktes Social Media-Profil genutzt haben, um sich selbst als Fälscher zu bezichtigen, ehe er (?) schließlich enthüllte, dass die Bilder in dem Buch selbst allesamt Fälschungen sind. Er hatte in Veles lediglich leere Räume fotografiert und sie mit computergenerierten 3 D-Modellen bevölkert. Die Texte hatte er mithilfe eines KI-basierten automatischen Schreibprogramms erstellt.
Ob der Mann aus Fleisch und Blut ist, kann man bei seinem Besuch in Wien herausfinden. Sofern kein Doppelgänger kommt, wird Jonas Bendiksen allen Interessierten verraten, warum es sich auszahlt, mit Fake News der Wahrheit näher zu kommen.
THE BOOK OF VELES
FR, 23. September, 19 Uhr
WestLicht. Schauplatz für Fotografie
Westbahnstraße 40
1070 Wien
Titelbild: Zwei Fake-News-Produzenten, die nicht identifiziert werden wollen, posieren mit „anonymen Masken“. (fiktive Bildunterschrift). Abgebildete Personen sind computergenerierte 3D-Modelle. | © Jonas Bendiksen